Die Kunst ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Männerdomäne. Als eine der ersten Frauen wird Irene Rabinowicz 1919 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Dresden aufgenommen. Von den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Wurzeln verfolgt, ist sie nach 1945 eine der vielbeachtetsten Künstlerinnen der DDR.
Akademie-Absolventin und erfolgreiche Künstlerin
Irene Rüther-Rabinowicz
1900–1979
Irene Rabinowicz stammt aus einer wohlhabenden polnisch-jüdischen Familie. Schon früh wird ihr künstlerisches Talent gefördert. Nach dem Umzug der Familie nach Dresden kann Irene Rabinowicz ihre privaten Kunststunden fortsetzen.
Ihrem Aufnahmegesuch an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Dresden vom 29. September 1919 fügt sie unter anderem 20 Zeichnungen bei. Bereits seit 1906 hatten zahlreiche Künstlerinnenverbände darum gekämpft, dass Frauen als Studierende an der Dresdner Kunstakademie zugelassen werden – erfolglos. Erst zum Wintersemester 1919 werden drei Frauen zum Studium aufgenommen, darunter Irene Rabinowicz.
Die Namen ihrer prominenten Kommilitonen lauten unter anderem Otto Dix, Peter August Böckstiegel, Otto Griebel sowie Hubert Rüther, den sie 1921 heiratet. Nach ihrem Studium arbeitet Irene Rüther-Rabinowicz als freischaffende Künstlerin, porträtiert viele ihrer Kollegen.
Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten beginnen Jahre der Verfolgung für die Künstlerin. Als sogenannte „Halbjüdin“ darf Irene Rüther-Rabinowicz ihren Beruf ab 1934 nicht mehr ausüben. Auch ihr Mann wird mit Berufsverbot belegt – weil er sich weigert, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. 1943 wird die Malerin zur Zwangsarbeit in einer Kartonagenfabrik verpflichtet. Der Bombenangriff auf Dresden vom 13. Februar 1945 verhindert ihre Deportation ins KZ Theresienstadt. Ihr Mann Hubert Rüther übersteht die Qualen der Verfolgung nicht.
Irene Rüther-Rabinowicz kann ihr künstlerisches Schaffen fortsetzen. Schon im Dezember 1945 sind ihre Werke zusammen mit denen anderer namenhafter Dresdner Künstler wie Josef Hegenbarth, Wilhelm Rudolph oder Eva Schule-Knabe in der Ausstellung „Freie Künstler“ in der Kunstakademie Dresden zu sehen. Zahlreiche Ausstellungen in der DDR zeigen ihr Können. 1979 stirbt die Künstlerin in Dresden.
Fotonachweis: Gemälde Blutblume: bpk / Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Elke Estel / Hans-Peter Klut (1); SLUB / Deutsche Fotothek, Li Naewiger (3); Städtische Sammlungen Freital (2)