Schon als Kind begeistert sich Mary Hegeler für die Zinkproduktion ihres Vaters. Ihr Wissenshunger führt sie von ihrer Heimat Illinois bis ins ferne Freiberg, wo sie die Geschichte der Bergakademie als erste immatrikulierte Frau entscheidend mitprägt. Mit nur 25 Jahren wird Mary Hegeler Fabrikdirektorin.
Studierte Fabrikbesitzerin und Verlegerin
Mary Hegeler Carus
Mary Hegeler wird 1861 als das erste von zehn Kindern deutscher Einwanderer in La Salle in den USA geboren. Bereits als junges Mädchen folgt sie ihrem Vater zu den Schmelzöfen in dessen Zinkfabrik. Marys Eltern unterstützen das Talent ihrer Tochter und ermutigen sie zu einem Chemiestudium. 1882 macht Mary Hegeler an der University of Michigan ihren Bachelor-Abschluss – als erste Frau in den Ingenieurswissenschaften.
Mary Hegeler will mehr wissen. 1885 zieht sie zum Studium nach Freiberg. Mit der Bergakademie ist sie eng verbunden: Ihr Großvater Julius Weisbach (1806–1871) hatte dort als Professor für Mathematik, Physik und Mechanik gelehrt. Einen Abschluss darf Mary Hegeler trotz Bestnoten in allen Fächern als Frau nicht erwerben. 1886 kehrt sie nach La Salle zurück, wo sie die Zinkfabrik ihres Vaters übernimmt. Marys Vater konzentriert sich zunehmend auf seinen neugegründeten Verlag The Open Court Publishing Company, der geisteswissenschaftliche, philosophische und religiöse Zeitschriften herausgibt. Im Jahr 1888 heiratet Mary Hegeler den Chefredakteur des Verlags Paul Carus (1852–1919). Zusammen hat das Paar sechs Kinder.
Gemeinsam finanziert das Ehepaar in La Salle den Bau einer Schule. Nach dem Tod ihres Mannes übernimmt Mary Hegeler Carus die Herausgeberschaft der Zeitschriften The Open Court und The Monist. 1936 stirbt sie nach kurzer Krankheit. An der TU Bergakademie Freiberg wird seit 2012 in Gedenken an die talentierte Naturwissenschaftlerin das Mary-Hegeler-Carus-Stipendium vergeben, das junge Frauen in der Post-Doc-Phase fördert.
Fotonachweis: Universitätsarchiv Freiberg (1, 2, 4); Wikimedia Commons (3)