Doktorandinnen

Die berühmte Promotion der Medizinerin Dorothea von Erxleben (1715–1762) im Jahr 1754 an der Universität Halle bleibt lange Zeit eine historische Ausnahme. Erst mit der Zulassung zum Studium können Studentinnen, die noch tiefgehender forschen wollen, Hoffnung schöpfen. Nur in Ausnahmefällen, insbesondere im Bereich Medizin, war Frauen auch vor 1906 die Promotion gestattet worden. Lange Zeit wird der Doktortitel bei Frauen auch innerhalb der sächsischen Universitäten als unnötige „Dekoration“ angesehen.

Nur langsam öffnen sich die Fakultäten nach 1906 für Doktorandinnen. So lässt die Philosophische Fakultät der Universität Leipzig im Jahr 1912 in ihrer Promotionsordnung Frauen gleichberechtigt zur Promotion zu. Bis zum Jahr 1918 erwerben 38 Frauen ihren Doktortitel an der Alma Mater Lipsiensis, viele davon in den Fächern Chemie, Biologie und Physik. An der TH Dresden promoviert im Jahr 1919 mit Maria Frommer die erste Frau im Bereich Architektur.

In Kriegszeiten steigert sich der Anteil an weiblichen Promotionen mangels Männern vor Ort teilweise auf bis zu 50 Prozent. In der DDR werden Frauen in der Wissenschaft staatlich gefördert. Trotz aller Förderung wählen Frauen nur selten eine akademische Karriere, denn die befristeten Nachwuchsstellen stehen der Familienplanung häufig im Weg. An der TU Chemnitz promoviert im Jahr 1969 Eleonore Dießner als erste deutsche Frau in einem technischen Fach. Doch die Zahl der Promovendinnen steigt kontinuierlich. 2015 liegt der Frauenanteil bei Promotionen an den sächsischen Hochschulen schon bei 40,5 Prozent.