Studentinnen

Studieren ist bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts reine Männersache. Auch in Sachsen tun sich die vielen traditionsreichen Universitäten, (Kunst-) Hochschulen und Studienakademien lange Zeit schwer, Frauen zum Studium zuzulassen. Eine frühe Ausnahme ist hier das von Felix Mendelssohn Bartholdy gegründete Konservatorium in Leipzig, wo talentierte Musikerinnen schon ab der Mitte des 19. Jahrhunderts studieren können.
Im Kaiserreich entbrennt um die Jahrhundertwende eine intellektuelle Debatte um diese Frage. Einige Kritiker sprechen dem weiblichen Geschlecht sogar die Fähigkeit zu studieren ab. Nach langen, zähen Verhandlungen und der vereinzelten Zulassung von Gasthörerinnen erhalten Frauen am 10. April 1906 per Gesetz die Erlaubnis zur Immatrikulation an den sächsischen Universitäten und Hochschulen. Noch im selben Monat drängen die ersten 27 Studentinnen an die Universität Leipzig, die Technische Hochschule Dresden nimmt 1907 erstmals Frauen auf. Eine Selbstverständlichkeit sind Frauen in Hörsälen jedoch lange nicht: Das Technikum Mittweida lehnt noch 1908 das Aufnahmegesuch einer Frau ab, erst 1944 kann sich die erste Frau an der Ingenieurschule einschreiben. So bedeutet die formale Gleichberechtigung noch lange keine tatsächliche Gleichstellung im Studienalltag. Auch an den sächsischen Hochschulen muss diese im Laufe des 20. Jahrhunderts immer wieder eingefordert werden. Zunächst nur zögerlich aufgenommen, werden Frauen in der Zeit des Nationalsozialismus aus dem akademischen Bereich herausgedrängt und in der DDR-Zeit politisch gefördert und ideologisch vereinnahmt. Zahlreiche weibliche Erfolgsbiografien von Studentinnen erzählen eine andere Geschichte – abseits der noch vor knapp 120 Jahren (fast) ausschließlich von Männern besetzten sächsischen Hochschullandschaft.