Renate Drucker

Renate Drucker

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Renate Drucker

beitrag anhören in der audiothekDer Vater Rechtsanwalt, die Tochter macht ihr Abitur in Schloss Salem. Die ganze Welt des Wissens steht der jungen Renate Drucker offen. Dann kommen die Nationalsozialisten mit ihren „Rassegesetzen“ und der Krieg. Dennoch schafft sie es an die Spitze des Universitätsarchivs.



Geschichtsprofessorin und Archivdirektorin

Renate Drucker

1917–2009

Eigentlich will Renate Drucker, jüngster Spross einer Leipziger Juristenfamilie, Jura studieren. Doch nach dem Abitur in Schloss Salem beschäftigt sie sich lieber mit Geschichte, Germanistik, Anglistik und lateinischer Philologie an der Universität Leipzig. Im April 1938 erteilt die Universität ihr ein Studienverbot wegen fehlendem Ariernachweis, auch die Institutsräume darf Renate Drucker plötzlich nicht mehr betreten.

Renate Drucker im Universitätsarchiv, damals zwischen Augusteum und Paulinerkirche, 1950er Jahre
Renate Drucker im Universitätsarchiv, damals zwischen Augusteum und Paulinerkirche, 1950er Jahre

Von den Nationalsozialisten wird sie wegen ihrer jüdischen Familienwurzeln diskriminiert und bekommt auch keine Arbeitserlaubnis. Zwar hebt die Universität im Jahr 1941 das Studienverbot wieder auf, das Staatsexamen oder eine Promotion bleiben ihr in Leipzig jedoch weiterhin verwehrt. Renate Drucker setzt ihr Studium daher in Straßburg fort, wo sie am 23. November 1944 promoviert wird – nur wenige Stunden vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen. Die Universität Tübingen stellt ihr eine Not-Promotionsurkunde aus. Nach Kriegsende zurück in Leipzig, arbeitet sie als Sekretärin im Berufsausschuss der Rechtsanwälte und Notare und seit 1947 als Dozentin für mittelalterliches Latein an der Universität.

1950 wird sie zur Direktorin des Universitätsarchivs berufen. Neben Forschungen zur Universitätsgeschichte ist sie unermüdlich mit dem Wiederaufbau des kriegszerstörten Archivs beschäftigt. Bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1977 lehrt sie zudem als außerplanmäßige Professorin an der Sektion Geschichte.

Wegen ihrer Verdienste um die Aufarbeitung der jüdischen Vergangenheit Leipzigs wird sie 1997 mit dem Sächsischen Verdienstorden ausgezeichnet. Im gleichen Jahr verleiht ihr die Universität Leipzig den Titel der ersten Ehrenbürgerin. 92-jährig stirbt Renate Drucker am 23. Oktober 2009 in Leipzig.

Fotonachweis: Universitätsarchiv Leipzig (2, 3, 4); Universitätsarchiv Leipzig, Petra Hesse (1)

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